Pressglas-Korrespondenz und Dipl.-Ing. Siegmar Geiselberger
Von 1998 an hat Dipl.-Ing. Siegmar Geiselberger die
Pressglas-Korrespondenz herausgegeben.
Bis 2002 war er im EDV-Bereich tätig, am Universitätsbauamt München und zuletzt
als Leiter der CAD-Stelle Bayern, die die CAD-Ausbildung in der
Bayerischen Staatsbauverwaltung - Hochbau organisiert und neue Arbeitsmethoden
entwickelt und unterstützt.
Als Sammler von Pressglas lag ihm an der Kontaktaufnahme mit Gleichgesinnten,
um sich gegenseitig zu unterstützen. Denn die Ermittlung von Herstellern und
Herstellungszeiten ist bei Pressgläsern besonders schwierig. Dazu startete
Geiselberger 1998 über Anzeigen einen Aufruf in ganz Deutschland, Österreich
und Tschechien. Daraus entstand die Pressglas-Korrespondenz,
die aus jahrgangsweise zusammengefassten PDF-Dateien mit Berichten und
Musterbuchauszügen besteht. Regelmäßig verschickte Geiselberger CDs an Abonnenten
und Bibliotheken weltweit und verlagerte die Pressglas-Korrespondenz zunehmend ins
Internet.
Archiv und Online-Präsenz
Es entstand ein einzigartiges Archiv zum Thema, wobei online mit ca. 7.000 Dateien
offenbar nur ein Bruchteil insbesondere der Musterbuchauszüge frei zur Verfügung
stand. Auf Initiative von Mareike Michl wurde ihm im Jahr 2023 für sein Lebenswerk
der Pressglas-Korrespondenz die Verdienstmedaille der Bundesrepublik
Deutschland verliehen. Zeitgleich hindert ihn Krankheit und Alter an der
Fortführung der Pressglas-Korrespondenz. Die Internetseite wird seitdem von Mareike
Michl fortgeführt, mit dem Ziel der Vereinsgründung zum Erhalt der
Pressglas-Korrespondenz. Der reiche Wissensschatz soll weiter zugänglich bleiben und
gegebenenfalls ergänzt werden.
Momentan wird die Internetseite mit dem Archiv abgeglichen sowie fehlende
Informationen und Musterbücher hochgeladen (Stand November 2024). Dies nimmt noch
einige Zeit in Anspruch.
Die Bedeutung von Pressglas
Pressglas hat zumal in Deutschland kein gutes Ansehen, seitdem Gustav E. Pazaurek
es aus Sorge um die herkömmliche Glasproduktion in Böhmen und Schlesien als "billig
und schlecht" verdammte. Tatsächlich war die Pressglastechnik dazu geeignet,
Glasgefäße massenhaft sehr günstig herzustellen, weil die Arbeiter gegenüber den
anspruchsvollen Techniken des Mundglasblasens, Schneidens und Schleifens eine nur
kurze Einweisung benötigten. Dennoch gibt es aber viele großartige Entwürfe und sogar
künstlerische Erzeugnisse aus dem Material zu entdecken.
Volkskultur und künstlerischer Anspruch
Die Produktion und die Verwendung von Pressglas war und ist ein Teil der
Volkskultur. Maßgebliche Entwerfer und Glashütten (man denke an die Glasfabrik
Leerdam oder an Wilhelm Wagenfeld) setzten sich zum Ziel, durch die Produktion gut
gestalteter und preiswert produzierter Pressgläser die kulturellen Maßstäbe der
arbeitenden Volksschichten zu heben. Das 1865 von Karl Gottlieb Walther in
Ottendorf/Okrilla bei Dresden gegründete Unternehmen, später
August Walther & Söhne, heute Walther Glas GmbH, Driburg,
begann 1888 mit der Produktion von Pressglas, hatte 1998 einen Umsatz von
120 Millionen DM/Jahr und exportierte weltweit.